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Finnland 2014
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Reisebericht

Klippentreppen 19.11.2021

Von Kuschelcampern und andern Idioten

Heute haben wir Ruhetag und fahren darum nur 30km, der Rest ist Erholung angesagt, schliesslich übernachteten wir seit 18 Tagen jede Nacht irgendwo anders. Und neue Eindrücke können auch anstrengend sein.

Wir fahren also nach Peniche, das uns empfohlen wurde und auf der Karte interessant aussieht. Wir fahren dort aber nicht direkt zum Stellplatz, sondern wollen noch den Leuchtturm anschauen. Als wir unser Knutschi dort parkieren, sehen wir schon die bizarre Felsenküste, die uns sofort interessiert. Es ist schon gewaltig, ein Felsturm ragt aus dem Meer direkt vor unsere Nase. Der Leuchtturm wird zur Nebensache, das Meer und die Felsformationen interessieren uns viel mehr.

Nach einer Stunde geht es dann einen Kilometer weiter, irgendwo soll es da eine Felsenhöhle geben. Wir parken unser Knutschi wieder auf einem Kiesssträsschen und bewundern auch hier die Klippen. «Da unten hat es eine Treppe» ruft Anita plötzlich und schon schreitet sie die kleine, schmale, in den Fels gehauene Treppe Richtung Meer hinab. Es geht steil runter, dann wieder horizontal, leicht bergauf und um den Bogen wieder hinab. Ein abenteuerlicher Weg. Aber faszinierend. Immer geht es doch noch weiter, so weit, bis wir vor der gesuchten Höhle stehen. Schnell ist Anita drin und klettert immer weiter, so weit, bis sie nichts mehr sieht.

Einfach cool hier in Portugal.

Als wir dann wieder draussen sind, sehen wir, dass die Treppe noch weiter Richtung Meer hinab geht. Natürlich probieren wir die auch aus. Allerdings ist es schon recht steil, ohne Geländer und links das tosende Meer. Unten sind wir dann tatsächlich beinahe am Wasser, um uns herum nur noch Felsen. Am liebsten würde ich einmal mehr schreien: Wie geil ist das denn!

Als wir wieder oben sind, sehe wir, dass es bei jedem gelben Wegweiser in Fischform eine kleine, steile Treppe im Fels gibt. Wir probieren drei dieser Treppen aus und sind jedes Mal begeistert.

Wollten wir heute nicht mal einen Ruhetag machen?

Also gehen wir wieder zu unserem Knutschi und fahren zu unserem anvisierten Stellplatz mitten in Peniche. Schnell haben wir eingecheckt und sehen, dass es hier sogar eine Wohnmobilwaschanlage hat. Wie geil ist das denn…

Mit unserem dreckigen Knutschi natürlich direkt dorthin und dann wird mal richtig gewaschen. So dass unser Matterhorn und der Eiffelturm endlich wieder glänzen. Auf der Rückwand haben wir noch immer Sand von der Wüste in Bardenas Reales.

Danach stellen wir uns erst auf den Platz, nehmen die Stühle nach vorne und geniessen endlich die ca. 24 Grad. Richtig schön warm. Der Stellplatz hat zwar den Charm eines Eisblockes: Betonboden, keine Pflanzen, Mauer rundherum. Allerdings ist die Mauer weiss und sieht schön aus und das Gute: dadurch ist es windstill und sehr warm.

Wir lassen unsere Seele endlich mal baumeln, bis es uns nach einer Stunde dann schon wieder zu langweilig ist. Sind wir etwa schon erholt? Also laufen wir noch schnell ins nächste Einkaufszentrum (300m weg), erledigen unser Einkäufe und sind wieder zurück. Wo uns fast der Schlag trifft.

Kuschelcamper

Jetzt mal ehrlich, der Stellplatz hat Platz für 60 Womos, etwa 6 Womos waren da, als wir zum einkaufen gingen. Jetzt sind es 8 Womos, als wir zurück kommen. Also zwei mehr. Und diese zwei Womos parkieren eines rechts neben uns und das andere Links! Haben wir irgendwo ein Magnet, das Kuschelcamper anzieht? Wir können es irgendwie nicht fassen. Es hätte 54 andere freie Plätze gehabt!

Aber sagen können wir ja nichts, die Plätze sind so eingezeichnet und wir haben kein Exklusivrecht. Ist auch nicht so schlimm, die Sonne geht sowiso bald unter, gehen wir also noch etwas spazieren.

Nach 300m auf die andere Seite sind wir direkt am Meer und schauen auf eine schöne Halbinsel hinaus.

Idioten

Dort auf der Halbinsel stehen vier Womos und kurz davor nochmals eines. Warum stehen sie denn dort, darf man das? Aus Neugierde marschiere ich los (Anitas Kommentar: immer musst du alles wissen, lass die doch links liegen).

Auf der Halbinsel gibt es sieben (SIEBEN, 7) Wohnmobilverbotstafeln und es stehen 5 Womos dort. Das kann ja nicht sein, oder? Wie kann man nur so frech sein? Irgend einen Grund gab es ja wohl, dass die Gemeinde, oder wer auch immer, hier diese Verbotstafeln aufgestellt hat (es kommen nochmals zwei zum Vorschein). Auch wenn ich die Gründe nicht kenne, warum diese Schilder hier stehen, aber dann hält man sich doch dran, oder? Und der Stellplatz ist nur 300m entfernt! Klar, hier am Meer ist es natürlich schöner, aber muss das sein? Ich begreife es nicht und würde am liebsten bei jedem einzelnen an die Scheibe klopfen. (Anita: «mach das nicht, wir sind Gäste in diesem Land und nicht die Polizisten.») Ich rege mich wirklich auf und kann die absolute tolle Landschaft und den herrlichen Sonnenuntergang gar nicht erst geniessen.

Mir geht es erst wieder besser, als ein portugiesisches Polizeiauto vorfährt. Ich weiss nicht, ob die Womofahrer gebüsst wurden, 10 Minuten später sind aber alle restlos weg.

Und immerhin, es waren keine aus dem deutschen Sprachraum, ein Holländer, zwei Franzosen und zwei Portugiesen.

Wieder beruhigt und zurück auf dem Stellplatz sehe ich an einem Womo das Logo von Canisontheroad.de. Äh? Ihren Instagram- und Facebook Feed verfolge ich schon länger, erst heute Morgen habe ich noch ihr neustes Video angeschaut, und nicht gemerkt, dass sie an unserem Reiseziel stehen…

Und ihr könnt es euch ja denken: wir sitzen bis weit ins Dunkle zusammen, plaudern, reden, tauschen Erfahrungen und Tipps aus. So lange, bis wir Mitte November in Portugal abends spät fast erfrieren…

Es war ein wirklich schöner Abend!

Aber ob wir uns heute erholt haben? Das entscheiden wir morgen früh, ob es weiter Richtung Lissabon geht oder wir doch noch bleiben.


Externe Links

Übernachtung

Peniche - ASA Motorhome Park****
Stellplatz

gute Lage, sauber, mit Womowaschanlage

Koordinaten: 39.36619,-9.37873
N 39° 21' 58.3"  E -9° 22' 43.4"
letzter Besuch: 11.2021

Lissabon und Cabo da Roca 20.11.2021

Wir sind müde

Wir haben heute ca. 90 km zu unserem Tagesziel zu fahren. Die Fahrt führt alles ungefähr dem Meer entlang auf der N247, wenigstes war es so geplant. Unser Navi jagt uns aber jeweils durch enge Dörfer auf noch engere Strassen. Die Fahrt ist irgendwie nicht so recht entspannend. Das könnte aber auch an meiner Gemütslage liegen, irgendwie bin ich müde, nicht so richtig aufmerksam und leicht zu reizen. Im Nachhinein wäre es besser gewesen, nochmals einen Tag in Peniche zu bleiben und die tolle Landschaft und das tolle Städtchen zu geniessen.

Aber wir sind unterwegs zum Gabo da Roca, dem westlichsten Punkt Europas auf dem Festland. Hier geht heute die Sonne in Europa am spätestens unter, gemäss Schweizer Zeit um 18:21 Uhr, zu Hause ginge die Sonne schon 40 Minuten früher unter (wenn sie dann scheint).

Als wir dort ankommen, sind die wenigen Parkplätze belegt, aber für unser Knutschi finden wir noch Platz auf dem Busparkplatz. Es hat ziemlich viele Leute, ein richtiger Touristenhotspot. Wir schauen uns den Leuchtturm von aussen an, marschieren an das Monument des westlichen Punktes und schauen aufs Meer Richtung Amerika. Die kürzeste Distanz ist übrigens 3610.460 km, bis man auf der anderen Seite auf Land trifft (Path End, Neufundland, Kanada).

Irgendwie kommt bei uns lange nicht die gleiche Stimmung auf, wie wir am westlichsten Punkt von Spanien hatten. Es hat hier zu viele Leute, irgendwie hektisch, kein befriedigender Parkplatz (oder liegt das immer noch an meiner Stimmung?). Auf alle Fälle entschliessen wir uns, weiter zu fahren.

Also sitzen wir wieder in unser Knutschi und fahren nach Lissabon. Sintra lassen wir heute aus, irgendwie haben wir einfach keine richtige Lust. Wahrscheinlich ein Fehler, aber so haben wir einen Grund, irgendwann nochmals hierher zu kommen. Unser Ziel dieses Mal: ein Parkplatz, von wo man die Brücke Vasco da Gama gut fotografieren kann.

Wir fahren also quer durch Lissabon, haben nur gerade mal 5 Minuten etwas Stau und kommen gut an unserem Ziel an, ohne dass wir uns einmal verfahren haben. Nicht selbstverständlich in einer Millionenstadt.

Unser Parkplatz ist direkt neben dem Tajo, dem längsten Fluss der iberischen Halbinsel (gelernt bei Kreuzworträtsel). Wir haben eine perfekte Sicht auf die 17km lange Brücke Vasco da Gama (ein portugiesischer Entdecker) und marschieren natürlich sofort Richtung Brücke. Es ist ein Spaziergang dem Wasser entlang und danach durch einen schönen, weitläufigen Park, immer die Brücke vor Augen. Selbstverständlich machen wir hin und wieder Fotos, laufen auch unter der Brücke hindurch auf die andere Seite. Wir sind begeistert und zufrieden, auch wenn nun die Bewölkung zunimmt. Gemäss Wetterbericht soll es heute sogar noch regnen.

Nach den Fotos sitzen wir im Knutschi, Anita kocht eine ganz leckere Lasagne und ich schaue enttäuscht auf die Brücke. Es ist dunkel und sie ist überhaupt nicht wirklich beleuchtet. Da habe ich mir etwas viel schöneres vorgestellt für so eine imposante Brücke.

Nun plane ich für morgen. Wohin soll es gehen? Wer hat einen Tipp für östlich oder südlich Lissabon?

Übernachtung

Lissabon - Praça Mar da Palha***
frei

etwas schmudelig, aber direkt am Wasser und vor der Brücke

Koordinaten: 38.79486,-9.09141
N 38° 47' 41.5"  E -9° 5' 29.1"
letzter Besuch: 11.2021

Lagos 21.11.2021

Eindrückliche Ponta da Piedade

Wir fahren morgens kurz nach 8 Uhr von Lissabon weg über die grosse Brücke Vasco da Gama. Die Wetteraussichten für Heute sind nicht gerade rosig und nachts gab es auch schon ein paar Regentropfen. Ein Grund für uns, Richtung Süden an die Algarve zu fahren.

Die Fahrt über die Brücke ist eindrücklich und lange, zudem Stadtauswärts kostenlos. Kurz danach sind wir für 100km im Nebel, und da ist es auf der leeren Autobahn viel einfacher. Bei der Zahlstelle wissen wir auch, warum die so leer ist. Wir bezahlen für 200km auf der A2/E1 satte 37 €, dafür bekommen wir in der Schweiz ein ganzes Jahr die Flat-Rate auf der Autobahn.

Dann nach insgesamt knapp 300km sind wir in Lagos. Auf unserem anvisierten Stellplatz ist Markt, also nichts zu machen und so fahren wir auf den Campingplatz Trindade. Dieser hat bei Google keine guten Bewertungen, macht für uns aber nichts, schliesslich brauchen wir keine Sanitärgebäude, die Lage im Städtchen ist uns wichtiger. Wir wollen zwei Tage hierbleiben.

Allerdings sieht es dann doch etwas schmuddelig aus und so buche ich vorerst dann nur mal eine Nacht. Na ja, es ist nicht wirklich unser Geschmack, nicht nur den Platz empfinden wir als schmuddelig, auch einige Dauercamper. Sind das normale Überwinterer oder gestrandete?

Aber wir sind ja nicht wegen dem Campingplatz hier, also ab Richtung Hafen und Küste. Wir sind noch nicht ganz am Meer, sehe ich eine Steinbrücke über einem Sandstrand zu einem Felsen. Dieses Bild haben ich doch auch schon gesehen und es sei eines der Highlights von Portugal. Also schreiten wir sofort Richtung Sandträndchen. Es gibt hier drei Buchten, die mit Tunnels untereinander verbunden sind. Wirklich schön und anscheinend sehr bekannt, denn es hat doch einige Touristen hier. Aber egal, die Fotos werden gut bis wir dann unsere Richtung umdrehen und 30Minuten zur Ponta da Piedade marschieren. Dies ist einer der bekanntesten und schönsten Felsküstenabschnitte Portugals, heisst es.

Und es ist wirklich eindrücklich, sehr sogar! Wir verbringen insgesamt eine Stunde hier, machen Fotos und geniessen die Aussicht. Eine Bootstour unter den vielen Felsbögen durch, wäre schon fantastisch. Diese sei aber besser bei Ebbe und die trifft heute erst um 16 Uhr ein.

Also kämpfen wir uns die 30 Minuten Fussmarsch wieder zurück. Wir schwitzen, denn die Temperaturen von 25 Grad sind wir uns gar nicht mehr gewohnt. Abgekämpft kommen wir bei unserem Knutschi an und müssen uns erst einmal vor dem Womo erholen.

Wir geniessen die Wärme so lange, bis wir um 16 Uhr wieder frisch und voller Tatendrang sind. Also marschieren wir nochmals eine halbe Stunde zum Hafen und wollen uns so eine Bootstour organisieren. Allerdings stellen wir fest, dass die letzte heute um 16 Uhr gestartet ist, also buchen wir für morgen 10 Uhr diese Tour und geniessen die warme Sonne und das rege Leben am Hafen. Es läuft tatsächlich etwas und die Strassencafés sind ziemlich voll. Wir ergattern uns aber einen Platz und geniessen den Sonnenuntergang am Hafen.

Danach geht es im Eindunkeln nochmals 30 Minuten zu Fuss zurück. Wir legen heute also ziemlich Kilometer zurück...

Wir bereuen es nicht, Lissabon und die dunklen Wolken verlassen zu haben und hier die Wärme zu geniessen.

Übernachtung

Lagos - Trindade**
Camping

gut gelegen, aber irgendwie schmddelig. Der 2. Stern ist wegen der Lage.

Koordinaten: 37.09456,-8.671673
N 37° 5' 40.4"  E -8° 40' 18"
letzter Besuch: 11.2021

Bootstour in Lagos 22.11.2021

Und viele Küstenabschnitte

Heute schlafen wir etwas aus, unsere gebuchte Bootstour startet um 10 Uhr. Wir müssen also erst um 9:20 Uhr bei unserem Knutschi weglaufen. Da ich gestern Abend nochmals die Gezeiten studiert habe, merkte ich, was für ein Depp ich war. Ich war der Meinung, dass gestern um 16 Uhr die grösste Ebbe war, dabei war dort der Luftdruck am tiefsten… Beim erneuten Studium nahm ich erfreut zur Kenntnis, dass heute die Ebbe um 9:36 Uhr den tiefsten Stand erreicht, also perfekt für unsere Bootstour.

Gebucht haben wir bei Riverwatch, per Zufall wahrscheinlich die beste Option für uns. An einem Montag, den 22. November werden die morgens nicht von Kunden überrannt und Anita und ich waren tatsächlich die einzigen zwei Touristen, die diese Bootsfahrt unternehmen. Wir müssen die Schwimmwesten anziehen und in ein ziemlich kleines Motorboot einsteigen. José begrüsst uns und sagt als erstes, dass heute das Meer extrem ruhig ist. Anita fällt ein Stein vom Herzen und endlich kann sie sich mit dieser Meldung auch auf die Tour freuen. Die Bootsfahrt übersteht sie übrigens problemlos.

mit diesem Böötchen waren wir unterwegs

Wir fahren der Küste und all den Felsformationen entlang, in unzählige Tunnels und enge kleine Buchten. José erklärt uns auf englisch all die Namen der Gesteinsformationen: Elefant, grosser Elefant, Mammut, Kamel, Titanic und der Eisberg und wie sie noch alle heissen. Ebenfalls fahren wir in das Wohnzimmer, die Küche und Garage. Manchmal sind die Durchfahrten so eng und niedrig, dass wir nicht dachten, dass da ein Boot durchfahren kann. Wirklich ein Glück, dass Ebbe ist. Wäre das Meer nur einen Meter höher, gingen viele Durchfahrten nicht mehr.

Nach 75 Minuten sind wir wieder im Hafen zurück und total glücklich. Diese Bootsfahrt lohnt sich wirklich (20€ pro Person). Und es ist ein Küstenabschnitt, den man unbedingt gesehen haben muss!

Danach schlendern wir zum Campingplatz zurück, aber so, dass wir durch den alten Teil des Städtchens laufen. Lagos war früher einer der wichtigsten Seehäfen, wo viele grosse Expedition der Portugiesen gestartet sind. Auch fand hier 1444 einer der ersten Sklavenmärkte in Europa statt. Sklaven wurden von Afrika nach Lagos transportiert, mussten beim alten Hafen eine steile Treppe hochlaufen und wurden dann auf dem Mercado dos escravos verkauft. Schon ein mulmiges Gefühl, wenn man sich dies bewusst ist und diese Orte durchschreitet. Was für ein Leid haben diese Steine schon erlebt… Der Sklavenhandel wurde übrigens erst 1888 vom letzten Land verboten.

Als wir dann endlich nach dem Mittag wieder bei unserem Knutschi sind, packen wir zusammen und verlassen diesen Campingplatz möglichst schnell, wo ich mich nicht ganz so wohl fühlte.

Wir fahren 65km bis zum Parque Caravanas Açoteias, einem Stellplatz relativ nahe am Meer. Wie es sich herausstellt, ist dies ein Stellplatz für Überwinterer. Wir ergattern noch einer der letzten freien Plätze im hinteren Bereich, da wir keinen Strom benötigen. Wir sind so etwas näher am Meer.

Es erstaunt uns schon, dass dieser Platz mit ca. 70 Wohnmobilen fast ausgebucht ist, jetzt im November. Viele stehen da mit einem Vorzelt und dann auch noch ein Materialzelt, haben zum Teil Quads oder ihr Auto dabei, neben dem eigenen Womo. In einem Vorzelt feiern etwa sechs Franzosen eine Party.

Wir stellen unser Womo hin und laufen die 300m zu den Klippen, wo wir auf den schönen Sandstrand Praia da Falésia blicken können. Natürlich suchen wir dann die Holztreppe, die zum Strand runter führt und machen einen ausführlichen Sandspaziergang. Es ist wunderschön, die rote Lehmfelsen leuchten in der untergehenden Sonne, die Füsse im Wasser des Atlantiks und der Blick Richtung Sonne.

keine Bildbearbeiten, direkt aus dem Handy

Als wir dann nach dem Sonnenuntergang wieder beim Knutschi sind, sind die Franzosen noch immer lautstark am Feiern. Irgendwann später platzt dann einem Mitcamper der Kragen und er geht wütend in das fremde Vorzelt und ruft auf einfachem französisch ein paar Schimpfwörter in die Gruppe. Ich verstehe alles, wiederhole die nicht ganz jugendfreien Wörter nicht, aber eine halbe Stunde später ist dann Ruhe.

Schon noch irgendwie lustig, mit solchen Überwinterer auf dem gleichen Platz zu stehen…

Übernachtung

Albufeira - Parque Caravanas Açoteias****
Stellplatz

300m von den Klippen, ans Meer sind es rund 600m, viele Überwinterer

Koordinaten: 37.08888,-8.159094
N 37° 5' 20"  E -8° 9' 32.7"
letzter Besuch: 11.2021

Al Rocio 23.11.2021

Westernstadt in Andalusien

Bei schönstem Sonnenschein frühstücken wir vor dem Womo. Endlich nehmen wir auch mal den Camping-Tisch hervor und sitzen so vor dem Womo. Es gibt 3-Min-Eier, Orangesaft, Brot, Fleisch, Käse, Honig, so richtig gediegen. Wir haben es nicht eilig, wollen wir doch heute den ganzen Tag auf dem Stellplatz der Überwinterer bleiben und einfach den Tag geniessen.

Nach dem Frühstück sitzen wir noch am Tisch, als ein paar Wolken aufziehen. Es wird sofort merklich kühler und Anita murmelt vor sich hin: Sollen wir wirklich hier bleiben?

20 Sekunden später sind wir am zusammenräumen, Ver- und Entsorgen und machen unser Knutschi abfahrbereit. Was sollen wir denn überhaupt hier? Kein Meerblick, keine Sehenswürdigkeit, keine Sonne. Wir entschliessen, nach Spanien zu fahren und die Algarven hinter uns zu lassen.

Algarven

Jetzt mal ganz ehrlich: sind die Algarven wirklich ein Wohnmobilparadis? Ausser schöner Küste und warmen Wetter fanden wir noch nicht wirklich etwas Spannendes hier. Die Stellplätze und/oder Campingplätze sind sehr selten direkt am Meer und haben dann keine Meersicht, freies Stehen wird nicht toleriert, Wohnmobilverbotstafeln prägen die Parkplätze. Da hat uns im Norden der Iberischen Halbinsel besser gefallen. Und überhaupt, für Wohnmobilisten fanden wir es in Spanien weitaus entspannter wie in Portugal.

Dieses entspannte Gefühl überkommt uns wieder, als wir nach 65km die Algarven und damit Portugal über die Puente Internacional del Guadiana (einer der wirklich ganz schönen Brücken) verlassen und die Grenze nach Andalusien überqueren. Wir wissen nicht so recht warum, aber wir sind eher Spanier wie Portugiesen. Ob es wegen der Sprache ist und wir in Spanisch viel mehr verstehen?

Egal, wir fahren in Huelva ab der Autobahn, tanken unser Knutschi mit günstigerem Diesel voll und fahren Richtung Meer. Ab hier ist Kolumbus mit seinen drei Schiffen in die neue Welt aufgebrochen. Wir bleiben an Land und fahren auf der A494 hinter den Sanddünen parallel zum Meer. Die Strasse ist viel besser als erwartet, darum kommen wir auch viel schneller vorwärts und so bleibt Zeit, einen Abstecher nach Matalascañas zu machen. Das Feriendorf ist ausgestorben, der Stellplatz am Meer nicht das, was wir uns vorstellen, also drehen wir wieder um und fahren Richtung Landesinnere.

El Rocío.

20km später erreichen wir El Rocío. Diese Stadt mit ca. 800 Einwohner sieht aus wie eine verlassene Westernstadt. Sie hat zum Beispiel keine asphaltierten Strassen, nur Sandpisten und vor jedem Haus gibt es eine Stange, wo man sein Pferd anbinden kann. In der Ermita del Rocío wird die Heilige Jungfrau verehrt. An Pfingsten kommen bis zu einer Million Pilger an diese Zeremonie, wenn die Jungfrau durch die Stadt getragen wird.


Wir sind von diesem Städtchen sofort gefesselt, es sieht echt toll aus und auch jetzt im November sind die Häuser weiss herausgeputzt und man fühlt sich um 100 Jahre zurückversetzt. Es sieht wirklich auch wie eine herausgeputzte Westernstadt, nur die Pferde vor den Häusern fehlen (im Gegensatz zu den vierpneuigen Pferdestärken). Die Kirche und der Platz davor sehen einfach gewaltig aus, der besondere Reiz sind wirklich auch die fehlenden Asphaltstrassen. Im Innern der Kirche ist sehr viel Gold verwendet worden und sieht toll aus, nur die Heilige Jungfrau ist wohl grad im Ausgang, denn sie steht nicht an ihrem Platz im Kirchenschiff.

Vor der Kirche genehmigen wir uns in einem der wenigen Restaurants etwas zu essen und fragen danach den Parkwächter, ob man hier übernachten darf. Er verneint und schickt uns zum Campingplatz etwa einen halben Kilometer weiter. Auf dessen Webseite war markiert, dass er erst ab dem Frühling öffnet aber anscheinend hat er nun das ganze Jahr geöffnet. Also lassen wir die grossen Parkplätze aus (jeder kostet 1€ in der ganzen Stadt) und fahren zum Campingplatz.

Wir sind fast die einzigen Gäste, aber das macht uns ja nichts aus. Sollen wir Abends nochmals in die Stadt laufen?

Anita bereitet nun noch unseren Znacht vor, es gibt heute im wilden Westen Fondue! 

Übernachtung

El Rocio - Camping La Aldea***
Camping

ganzjährig geöffnet

Koordinaten: 37.14177,-6.49039
N 37° 8' 30.4"  E -6° 29' 25.4"
letzter Besuch: 11.2021

Wir schauen nach Marokko 24.11.2021

Am südlichste Punkt Europas

Einmal mehr bei wolkenlosem Himmel starten wir auf einer Sandpiste Richtung Süden. Unser heutiges Ziel ist die südlichste Landspitze Europas in Tarifa. Dazu müssen wir zuerst aber 40km Richtung Norden, den der Fluss Guadalquivir, den wir überqueren müssen, hat die erste befahrbare Brücke ganze 70km von der Meermündung im Landesinneren bei Sevilla. Und dort müssen wir drüber. Nach Sevilla fahren wir nun auf der neu mautfreien Autobahn nach Cadiz und dort parallel zum Atlantik nach Tarifa.

Den Stellplatz fahren wir wegen einer Einbahnstrasse nicht direkt an, sondern machen noch einen kleinen Umweg über die engen Strassen von Tarifa. Einmal wird es kurz zu eng und wir haben die erste Feindberührung mit einem Rückspiegel eines PW’s. Die schwarzen Striemen können wir später auf unserer Hecktüre mit WD40 (endlich mal etwas, wo’s wirklich nützt) leicht entfernen und alles sieht wieder wie neu aus.

ging alles wieder weg

Hier hat es nun dicke Wolken, die direkt von Marokko hinübergeweht werden. Etwas wehmütig schauen wir über das Wasser, denn ohne Pandemie wären wir jetzt dort auf dem afrikanischen Kontinent unterwegs. Allerdings hatten wir auch Glück, am südlichsten Campingplatz Marokkos, wo wir zur Familie gehören, regnet es seit Tagen und alles steht nach den neusten Bildern unter Wasser. Dort, wo es sonst jahrelang nicht regnet, wären wir total verschifft worden…

Hier in Tarifa verschwinden dann die Wolken fast wieder, so dass wir den Nachmittag mit der Sonne geniessen. Selbstverständlich machen wir ein Foto, wo gleichzeitig das Mittelmeer und der Atlantik drauf sind. Auch schlendern wir durch die engen weissen Gässchen der Altstadt, sitzen in einem Strassenkaffee und geniessen Tappas.

Wir haben nun mit dem Wohnmobil den nördlichsten, westlichsten, südlichsten Punkt des europäischen Festlandes besucht, dazu den (fast) östlichsten der EU. Diese Punkte sind sehr unterschiedlich, am faszinierendsten für uns war eindeutig das Nordkap. Tarifa hinterlässt bei uns etwas gemischte Gefühle, aber wahrscheinlich auch, weil wir im November hier sind. Im Sommer wird man den südländischen Einfluss mehr spüren.

Heute nervt es mich ein bisschen, sind zwei oder mehr Spanier zusammen, wird laut palavert, ist einer alleine, palavert er laut ins Handy. Wichtig ist einfach, dass laut gesprochen wird. Dazu ist es zu Beginn ja noch lustig, dass jeder sein Auto auf der Strasse anhält, Warnblinker einschaltet und einkaufen geht. Nachdem man aber zum dritten Mal innerhalb 1km 5 Minuten warten muss, bis man weiterfahren kann, ist es irgendwie nicht mehr so lustig. Aber das wussten wir im Vornerein und wir halten uns selbstverständlich an die Gepflogenheiten des Gastgeberlandes.

Als wir dann aber zum grossen Stellplatz zurückkommen müssen Anita und ich wieder lachen. Jedes Womo steht alleine da, nur neben unseres hat sich wieder ein Franzose eng herangekuschelt. Unser Magnet für Kuschelcamper war also wieder eingestellt. Macht nichts, wir starten den Motor und fahren 50m weiter nach hinten, so dass wir wieder an der Sonne und nicht im Schatten stehen…

Ach ja, wir sind ja wieder in der gleichen Zeitzone wie zu Hause, das haben wir aber erst heute bemerkt.

Momentan geniessen wir den direkten Blick auf den Sonnenuntergang und sind mit uns und der Welt rundum zufrieden.

Übernachtung

Tarifa - Área de Autocaravanas***
Stellplatz

Entsorgung am Nachmittag geschlossen, gute Lage

Koordinaten: 36.01792,-5.61073
N 36° 1' 4.5"  E -5° 36' 38.6"
letzter Besuch: 11.2021

Gibraltar 25.11.2021

Very British

Es sind nur gerade 43km bis zum Stellplatz in Gibraltar. Wobei der Stellplatz am Yachthafen noch in Spanien ist, Gibraltar selber hat keinen eigenen Stellplatz (wir mogeln ein bisschen und zählen diesen Stellplatz dennoch zu Gibraltar…).

Nach rund einer Stunde Fahrt steht unser Knutschi an diesem tollen Stellplatz (ohne Strom) direkt zwischen grossen Yachten und dem Felsen von Gibraltar. Wir lassen unser Wohnmobil hier und wollen das Land zu Fuss erkunden. Nach einem Fussmarsch von keinen 10 Minuten sind wir an der Grenze, passieren den Zoll und stehen im britisches Überseegebiet. Seit einem Krieg von 1704 ist dieses Land mit rund 6,5km2 und rund 32'000 Einwohner britisch.

Nach dem Grenzübergang warten einige Taxis und Anita und ich überlegen, ob wir eines benutzen sollten. Nach kurzer Beratung entscheiden wir uns für das Taxi (richtige Entscheidung) und steigen bei José ein. Er erklärt uns die Tour und schon brausen wir über die Start- und Landepiste des Flughafens in die Stadt. Die einzige Strasse führt über die Piste, die von Meer zu Meer führt, da es ja sonst keinen Platz hat. Wenn ein Flugzeug startet, werden die Ampeln auf rot gestellt, Nagelbretter aufgezogen und so der gesamte Verkehr blockiert, bis das Flugzeug vorüber ist. Dann wird wieder geöffnet und alles läuft normal.

Strasse über die Landepiste

José kämpft sich mit dem Taxi durch die Stadt Richtung The Rock, dem Felsen, der eigentlich gar keinen Namen hat. Schmale steile Strassen führen nach oben. José erzählt uns von den Eroberungen von Gibraltar, von Römern, Mauren, Spaniern und Engländern. Ich frage ihn, ob er denn nun lieber zu Spanien oder England gehöre. Als Gibralteser sei er stolz, zum Vereinten Königreich zu gehören, Spanien komme nicht in Frage. An einer Abstimmung 1999 hätten sich 99,5% der Bevölkerung für das Vereinte Königreich entschieden.

Mit dem Taxi werden wir bis vor die Grotte gefahren, die innen extrem farbig beleuchtet ist und alle 5 Minuten eine Lichtshow stattfindet. Es sieht ganz toll aus, allerdings wäre die Grotte auch ohne Schnickschnack wunderschön.

beleuchtete Tropfsteinhöhle

Danach kämpft sich das Taxi zum Skywalk hoch, einer Plattform mit durchsichtigem Boden. Die Aussicht ist wunderschön, allerdings interessieren uns die Berberaffen da viel mehr. Sie führen aktuell grad einen Revierkampf aus, nur zwei sitzen ganz lässig an der Brüstung und machen es wie die Touristen: sie schauen sich die Gegend an. Es ist übrigens die einzig wildlebende Affenkolonie in Europa, unterteilt in 5 Sippen mit insgesamt ca. 230 Tieren. Die Legende besagt, wenn die Affen den Berg verlassen, Gibraltar an Spanien fällt.

Einheimische Touristen

Wir besichtige auch noch die Verteidigungsanlagen vom 18 Jahrhundert der Engländer, als sie den Felsen gegen die Spanier verteidigen mussten. Überall sind Tunnels in den Fels gehauen, die Schiessscharten sind noch mit Kanonen besetzt, um früher die Angriffe abzuwehren. Vom Felsen konnte man die gesamte Strasse von Gibraltar überblicken und bewachen, darum hatte dieser Ort auch im 2. Weltkrieg strategische Bedeutung.

Nach ca. 90 Minuten lädt uns Jose in der Altstadt aus und wir bezahlen die 45€ Fahrtkosten pro Person. Der Fels ist ein Naturpark, der 13 Britische Pfund Eintritt kostet, den man unabhängig von der Besuchsart bezahlen muss. Die Fahrt mit der Seilbahn würde auch 17 Pfund kosten, dazu der Eintritt in den Park. Insgesamt kamen wir mit dem Taxi also nur 20 € teurer und wir haben uns ziemliche viele Kilometer zu Fuss erspart. Wir würden es wahrscheinlich nochmals so machen, auch wenn wir so die Hängebrücke und interessante Kanonenstellungen nicht gesehen haben.

Nach der Taxifahrt schlendern wir durch die Altstadt, geniessen das britischen Flair der hier durch und durch intus ist (auch die Kellnerin räumte mein Gedeck ab, während Anita noch am Essen war. So etwas haben wir bisher nur in England oder Irland erlebt). Wir haben uns übrigens wie üblich in England Fish and Chips schmecken lassen.

Die vielen DutyFree-Shops können uns nicht begeistern, dafür das Zurückmarschieren über die Landepiste des Flughafens umso mehr. So ein Flughafen ist auf der ganzen Welt einzigartig!

Zu Beginn haben wir uns überlegt, mit dem Wohnmobil durch Gibraltar zu fahren, jetzt sind wir froh, es nicht gemacht zu haben. Es gibt sehr viele Womofahrverbotstafeln und man könnte nur sehr wenige Strassen benützen, die allesamt nicht an den Sehenswürdigkeiten vorbeiführen.

Auch eine Fahrradtour ist wahrscheinlich nur durch die Stadt interessant, auf den Berg würde ich da auch abraten. Die Strassen sind wirklich sehr eng und kreuzen mit den Taxis ist nur an wenigen Stellen möglich. Zudem fahren die Taxis alle die gleiche Tour, damit sie sich nicht kreuzen müssen.

Für uns war es ein top Ausflug, den wir echt genossen haben. Und wir haben nicht damit gerechnet, dass es hier so britisch ist (ausser der Strassenverkehr läuft hier auch im Rechtsverkehr und nicht britisch links). Sogar das Wetter ist britisch, jetzt um 20 Uhr regnet es sogar...

Abends bestaunen wir dann noch die Megajachten im Hafen und geniessen die tolle Lage des Stellplatzes.

Übernachtung

Gibraltar - Yachthafen****
Stellplatz

kein Strom, aber top Lage

Koordinaten: 36.15644,-5.35656
N 36° 9' 23.2"  E -5° 21' 23.6"
letzter Besuch: 11.2021

Hinterland von Andalusien 26.11.2021

Ronda und andere weisse Dörfer

Wir verabschieden uns vom Felsen in Gibraltar und vom Meer. Unser Ziel ist das Hinterland von Andalusien und wir sind schnell begeistert. Auf der N377 fahren wir durch die Hügel, geniessen jede Kurve und sinnieren, warum denn immer alle nur ans Meer wollen. Hier ist es doch viel ruhiger, alle paar Kilometer mal ein Fahrzeug, ebenso viele Aussichtspunkte mit Parkbuchten und Picknickplätzen und jeder Platz ist wunderschön mit einer tollen Aussicht. Wir sind eben doch eher Berg- wie Meerkinder.

Nach knapp 100km entspannter Fahrt treffen wir in Ronda ein. Eine Strasse, die wir passieren möchten, ist gesperrt und so müssen wir kurz improvisieren. Irgendwie landen wir dann plötzlich am anderen Ende der Stadt und sehen da ein Schild zu einem Stellplatz. Also parkieren wir dort, nehmen unsere Fotoapparate und marschieren los. Zuerst der Hauptstrasse entlang bis wir dann nach ca. einem Kilometer in die Fussgängerzone kommen. Wir laufen zügig an allen Schaufenstern vorbei, schliesslich wollen wir zur Puente Nuevo, der Hauptattraktion von Ronda.

Die Brücke überspannt die ca. 120m tiefe Schlucht, die sich durch den alten Teil der Stadt zieht. Sie ist wirklich imposant, sehr hoch und gleichzeitig kurz. Ein Torbogen ganz unten und darauf weitere drei Torbögen aus Stein.

Wir laufen zuerst über die Brücke und halten uns dann rechts, bis wir den Weg finden, der vom Felsplateau hinab führt. Von unten sieht es wirklich super toll aus. Für ein Foto mit optimalem Licht müsste man wahrscheinlich bis zur 2. Hälfte des Nachmittags warten, und das ist uns dann doch zu lange.

Also steigen wir den steilen Weg schwitzend wieder hinauf und schlendern durch die Fussgängerzone. Dieses Mal darf Anita so viele Schaufenster anschauen, wie sie will. Es ist 13 Uhr und die meisten Geschäft schliessen um 14 Uhr und machen danach Siesta. Wir müssen uns also nicht so beeilen.

Wir haben schon beim Hinweg gesehen, dass es nur schon an der Hauptstrasse mindestens fünf Hühnchen-Metzgereien gibt, die gebratene Poulets verkaufen. Eine Spezialität von hier? Es riecht so gut in der Nase, dass wir nicht widerstehen können und schlussendlich so einen gebratenen Güggel mit Pommes kaufen. Danach marschieren wir schnell zum Knutschi und veranstalten ein heisses Festessen. Während unserem Spaziergang wurde es immer kühler und nun hat sich die Sonne total verzogen.

Ronda hat uns fasziniert, auch sehen wir hier unsere erste Stierkampfarena (die älteste von Spanien) und für den spanischen Stierkampf ist Ronda eine wichtige Stadt. In Andalusien ist der Stierkampf beheimatet und weit verbreitet, er wird heute noch vor allem hier in Ronda, Sevilla und Malaga an grossen Volksfesten durchgeführt.

Mit vollen Bäuchen entscheiden wir um 15 Uhr, dass wir noch weiter nach Antequerra fahren. Also vom Stellplatz auschecken und weiter durchs Hinterland von Andalusien.

So weit das Auge reicht, sehen wir nur Olivenbäume, manchmal ganz alte in einer Plantage, dann wieder eine ganze Plantage ganz junger und frisch gepflanzter Bäume.

In Antequerra gehen wir noch einkaufen, denn auf der Strecke Ronda bis Antequerra, 70km, passieren wir kein einziges Dorf…

Auf dem Parkplatz des Einkaufszentrums programmieren wir unser Navi neu, wir wollen direkt zum Parkplatz von El Torcal de Antquerra fahren, einem faszinierenden Naturpark und Wandergebiet. Falls man dort nicht übernachten darf, werden wir wieder zurück in die Stadt fahren und dort auf dem Stellplatz übernachten.

Bis wir auf der richtigen Bergstrasse sind, machen wir noch eine Rundfahrt mit unserem Knutschi durch die Altstadt, enge Berggässchen, fahren Slalom zwischen parkierten Autos, fahren an Burgen und Kirchen vorbei und haben Schweissperlen auf der Stirne. Aber alles geht gut und dann auf der Bergstrasse ausserhalb der Stadt blühen wir wieder auf.

Es geht berghoch, immer höher und höher, bis wir ganz in den Wolken sind und die faszinierenden Gesteinsformationen nur ganz verschwommen wahrnehmen. Aber ganz oben auf dem Parkplatz gibt es nirgends ein Womo- oder Campingverbot, also richten wir uns ein und machen noch einen kurzen Spaziergang in eisiger Kälter und stürmischen Wind. Allerdings die Vorfreude auf morgen ist riesig, denn die Felsen hier sehen fantastisch aus. Hoffentlich haben wir morgen gutes Wetter, damit wir auch etwas sehen!

Übernachtung

El Torcal - Antequerra****
Parkplatz

hoch in den Bergen

Koordinaten: 36.95320, -4.54453
N 36° 57' 11.5"  E -4° 32' 40.3"
letzter Besuch: 11.2021

El Torcal de Antequera 27.11.2021

Imposante Landschaft in Andalusien

Es ist wohl einer der eindrücklichsten Landstriche, den wir heute bewandern. So etwas konnte ich mir bis anhin überhaupt nicht vorstellen. Jeder Andalusien-Reisende sollte sich diesmal zu Gemüte führen und bewusst werden, was die Natur alles zustande bringt.

Aber von Anfang an. Nachts ist es eisig kalt und der Wind bläst um unser Knutschi rum. So stehe ich vor dem Tagesaufbruch auf, ziehe alles an, was wir mitgenommen habe und schreite ins Dunkle hinaus, bewaffnet mit Fotoapparat für den Sonnenaufgang. Der lässt noch etwas auf sich warten, das Morgenrot ist aber überall sichtbar und plötzlich sehe ich ein Gämsenpäärchen durch die Felslandschaft schreiten. Mit eisigen Fingern kann ich noch das eine oder andere Foto schiessen, bis sie sich wieder zurückziehen und ebenfals irgendwo auf die Sonne warten.

Sonnenaufgang

So lange halte ich es dann doch nicht aus, bis sich die Sonne hinter dem Horizont zeigt, also zurück ins warme Knutschi. Dort bereite ich das kleine Frühstück vor, bringe Anita den Kaffee ans Bett (wie übrigens jeden Morgen!!!), stelle die Heizung etwas höher und bereite unsere geplante Wanderung vor.

Es gibt ein Besucherzentrum hier oben und zwei gut ausgeschilderte Wanderwege, die grüne Route dauert 45 Minuten, die gelbe zwei Stunden. Selbstverständlich entscheiden wir uns für die gelbe Tour. Die Wege sind gut ausgeschildert, führen uns durch bizarre Felsformationen, durch enge Schluchten und geniale Ausblicke. Echt fantastisch! Auch sehen wir wieder eine Gämse, Steinböcke soll es auch haben, sehen wir aber keine.

Wir sind echt begeistert und geniessen jede Minute. Eine der besten kurzen Wanderungen, die wir gemacht haben.

Tipp: unbedingt Wanderschuhe benützen. Die grüne Tour kommt an allen spektakulären Ansichten vorbei, trotzdem empfehlen wir die gelbe, dann kann man es länger geniessen.

Als wir nach exakt zwei Stunden wieder beim Besucherzentrum sind, kommen die Wolken und es wird wieder neblig. Wir hatten extrem Glück mit dem Wetter, fast wie immer. Zum Glück sind wir frühmorgens los. Denn jetzt kommen die Busse mit den Touristen, der Parkplatz ist schon voll. Die Autos müssen nun 3 km vor dem Besucherzentrum parkiert werden und die Besucher werden mit einem Touristenshuttle hierher gefahren.

Um einen Parkplatz für Busse freizugeben, packen wir zusammen und fahren Richtung Granada.

Tipp Wohnmobil: heute ist Samstag im November, der Parkplatz war ca. um 10 Uhr voll, als das Besucherzentrum öffnete. Danach kann man mit dem eigenen Auto nicht mehr hochfahren. Wenn man also mit dem Wohnmobil kommt, erst abends hochfahren, wenn die Parkplätze leer sind. Es gibt kein Übernachtungsverbot, aber man sollte den Parkplatz danach auch wieder freigeben. Es ist ratsam, diese Sehenswürdigkeit ausserhalb der Saison und mit dem Wohnmobil nicht am Weekend zu besuchen.

Wir fahren 90km Richtung Granada und sind inklusive gestern wohl an die 180km durch Olivenplantagen gefahren. Auf der Fahrt sinnieren Anita und ich, warum wohl das Palmöl wegen den Monokulturen so einen schlechten Ruf hat. Das Olivenöl hat genau die gleichen Monokulturen und zwischen den einzelnen Bäumen wächst kein Gräschen und alles ist pikfein zurechtgemacht, so dass man die Oliven maschinell einsammeln kann. Für die Natur und Artenvielfalt wahrscheinlich genauso schädlich wie das Palmöl. Wir Europäer haben diese Monokulturen schon viel früher gepflanzt, zeigen jetzt aber mit dem Finger auf Schwellenländer, die das gleiche machen? Na ja, ich bin kein Umweltspezialist, aber irgendwie gibt es schon zu denken.

Auf alle Fälle kommen wir gut in Granada an, fahren durch die Stadt auf unseren anvisierten Stellplatz und bewundern die Aussicht auf die verschneiten Berge der Sierra Nevada.

Der gesamte Nachmittag ist das Wetter nun bedeckt, wir hatten morgens wirklich Glück. Der frühe Vogel fängt den Wurm…

Übernachtung

Granada - Area Camper****
Stellplatz

sehr sauber, alles was man braucht

Koordinaten: 37.13421,-3.576413
N 37° 8' 3.2"  E -3° 34' 35.1"
letzter Besuch: 11.2021

Alhambra mit dem Wohnmobil 28.11.2021

Nicht DIE Sensation für uns

Wir müssen früh raus und sind etwas gestresst. Schliesslich können wir heute die Alhambra besichtigen, eine der meistbesuchten Sehenswürdigkeiten in Europa. Jetzt im November konnten wir vier Tage vorher trotz Sonntag noch aus allen Eintrittszeiten wählen. Wir wählten die frühestmögliche Zeit um 8:30 Uhr für den Nasriden-Palast. Sogar heute Sonntag gab es für diese Zeit an der Tageskasse noch Tickets, alle anderen Zeiten waren aber ausgebucht.

Und da war ich ziemlich unsicher, wann wir dort sein müssen, im Internet fand ich unterschiedliche Angaben. Das Problem: um 8:30 Uhr öffnet die Gesamtanlage, darin sind 15 Minuten zum Nasridenpalast zu laufen, also ist es schon 8:45 Uhr und es soll vor dem Eingang zum Hauptkomplex schon mal 200m Schlange nichts aussergewöhnliches sein. Also, wie machen?

Wir stellen den Wecker auf 7 Uhr und fahren mit dem Womo die 8km auf den Parkplatz 1, wo alle Busse und Womos stationiert sind (einfach und sehr gut beschrieben, man könnte dort auch übernachten, 24h kosten aber ca. 37€). Von dort sind es 500m bis zum Haupteingang. Schlussendlich treffen wir um 8:20 Uhr vor dem Haupteingang ein, die Schlange ist nur ca. 20m lang und das Tor öffnet schon 5 Minuten früher. Als wir an der Reihe sind, Tickets (auf dem Handy) und die registrierte ID zeigen. Danach marschieren wir dem Wegweiser zum Nasridenpalast nach, wo wir 10 Minuten später eintreffen. Nochmals Tickets und ID zeigen (insgesamt 3x) und dann sind wir drin. Es ging also alles viel leichter, wie gedacht.

Insgesamt laufen wir ca. 1.5km bis wir dort sind, aber das tut bei dieser Kälte ( -2 Grad) richtig gut, wir haben auch alles angezogen, was wir finden, von Kaputzenjacke bis zur Mütze.

Im Palast drin werden wir dann mittels Schilder von Raum zu Raum geführt, viele arabische Verzierereien, viele Säulen, viele Bogenfenster. Die Räume sind leer, kühl und alle im gleichen Farbton, fast etwas trostlos. Das Highlight sind wirklich die sehr vielen und kleinen Ausschmückungen und wenn man sich da noch Möbel und das Harem des Sultans vorstellt, ist alles noch viel schöner. (Allerdings bezeichnet das Wort Harem nicht den Bereich der Frauen des Sultans, sondern nur der private Bereich der Sultansfamilie. Ein Sultan hatte immerhin vier Frauen aber eben, kein Harem)

Nach diesem Palast führen wir den Rundgang weiter, besichtigen die Gärten mit einem ausgeklügelten Bewässerungssystem und vielen Wasserspielen, inspizieren auch den Palacio de Generalife bevor wir nach zwei Stunden wieder draussen sind.

Nun ist die Frage: sind wir zwei Kulturbanausen? Uns hat es gefallen, aber totale Begeisterung sieht anders aus. Es ist jetzt nicht der Palast, den man unserer Meinung nach unbedingt gesehen haben muss, Schloss Versaille oder Schloss Neuschwanstein hat uns besser gefallen, wenn auch nicht wirklich vergleichbar. Schade ist einfach, dass man den Palastkomplex nicht wirklich von aussen wahrnehmen kann, dessen Grösse und Wuchtigkeit sieht man beim Rundgang einfach nicht. Zudem stand bei unserem Besuch die Sonne noch sehr tief, es war kalt und schattig. Alles sieht ziemlich leer aus und die Gärten stehen im November auch nicht in einer Blütenpracht.

Macht nichts, wir waren hier und haben es ohne viele anderen Touristen besichtigen können, wenn es auch die eine oder andere asiatische Fotocrasherin dabei hatte.

Danach frühstücken wir im warmen Knutschi und beraten, wie es weiter geht.

Parkplatz P1 für Wohnmobile

Fortsetzung folgt.

Reisestrecken

unseres Reisestrecke